Antrag für den Schulausschuss und Wirtschaftsförderungsausschuss

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,

seit nunmehr 102 Jahren hat Ratingen eine eigene Volkshochschule (VHS). Sie ist der größte Anbieter von Weiterbildungskursen vor Ort und bietet neben der klassischen Sprachweiterbildung auch Kurse zum Schulabschluss, in Kunst und Kultur, Gesundheit und beruflicher Weiterbildung an. Insgesamt umfasst das Programm mehr als 650 Veranstaltungen.

Die Welt um die VHS hat sich dabei stetig weiterentwickelt. Vielfältige Freizeitangebote aus Sport, Kunst und Kultur sowie das Internet und insbesondere Apps überschneiden sich in vielen Teilen mit den Angeboten der Volkhochschule; viele Interessensgebiete und Lerninhalte lassen sich in der zudem heutzutage bequem und teils kostengünstiger von zuhause aus erarbeiten. Im Vergleich zu dieser Entwicklung ist die VHS in ihrem Angebot, ihrer Herangehensweise und der Umsetzung relativ unverändert. Wir wollen dies ändern.

Wir wünschen uns die VHS als vernetzten und gesamtgesellschaftlich wahrgenommenen Anbieter für Weiterbildung vor Ort. Wir wollen die VHS vermehrt in der Öffentlichkeit präsentiert sehen und die in Ratingen sehr guten Austausche und Beziehungen zwischen Stadt, Vereinen, Unternehmen und der Bevölkerung auch für die VHS nutzbar machen. Im Vorfeld hat sich die CDU-Fraktion ausführlich informiert und auch den Kontakt zu Volkshochschulen im Umfeld von Ratingen gesucht. Dabei hat sich herausgestellt, dass viele Städte ähnliche Prozesse bereits durchlaufen haben und diese Prozesse deutliche Erfolge hervorbringen. Gleiches wollen wir in Ratingen erreichen.

Wir beantragen daher…

• Eine ausführliche Statistik über ein VHS-Halbjahr mit wichtigen Kennzahlen wie Kursteilnehmer, Kursangebot, Ausfallquote, Anteil der digital durchgeführten Kurse, die beliebtesten Kurse etc.
• Ein Konzept, wie sich die VHS ins Stadtmarketing integrieren lässt. Hier wären beispielsweise Stände an verkaufsoffenen Sonntagen und der Austausch mit den Einzelhändlern denkbar
• Dass sich die VHS proaktiv um Bildungsangebote für Unternehmen und Vereine bemüht. Hier könnten Vereine wie der UVR sowie die örtlichen Werbegemeinschaften als Mittler dienen
• Die Prüfung der Möglichkeit, das zukünftige Gründerzentrum und die VHS dahingehend zu verknüpfen, dass z.B. auch Kurse rund um die Unternehmensgründung durch die VHS angeboten werden

Hintergrund:

Ratingens VHS-Gründung fiel in die Zeit, in der die meisten Volkshochschulen in Deutschland ihre Türen öffneten. Nach dem ersten Weltkrieg gründeten sich in ganz Deutschland zahlreiche Einrichtungen des quartären, also nachschulischen Bildungssektors. Zuvor waren solche Einrichtungen, die der Erwachsenenweiterbildung dienten, insbesondere den großen Städten vorbehalten. Als Vorbild diente insbesondere die Humboldt-Akademie in Berlin.

Nach dem ersten Weltkrieg war es Ziel, die breite Bevölkerung weiter zu bilden, dies war vorher nur den oberen Bevölkerungsschichten vorbehalten. Die Reichsverfassung von 1919 verankerte die Förderung der Bildung, somit auch die Volkshochschulen, in § 149 erstmals gesetzlich.

Auch heute gibt es eine gesetzliche Verankerung der Volkshochschulen, in Nordrhein-Westfalen in Form des Weiterbildungsgesetzes Nordrhein-Westfalen (WBG). Dies regelt unter anderem die Zuständigkeiten, die Grundversorgung sowie die finanzielle Gestaltung. Die meisten VHS finanzieren sich über die sogenannten „sechs Säulen“: Landeszuschüsse, Gemeindezuschüsse, Landkreiszuschüsse, Teilnehmendenentgelt, Spenden und Drittmittel wie Bundesmittel, Gelder der Bundesagentur für Arbeit oder ähnliches.

In Ratingen tritt die Stadt als kommunaler Träger der VHS auf und ist dem Dezernat V von Prof. Dr. Wagener unterstellt. Laut eigener Webseite bietet die VHS Ratingen jedes Jahr in über 16.000 Unterrichtsstunden mit über 7.000 Belegungen über 650 verschiedene Veranstaltungen aus den Bereichen EDV und Beruf; Schulabschlüsse; Fremdsprachen; Deutsch; Gesellschaft, Politik und Umwelt; Kunst, Kultur und Kreativität sowie Gesundheit und Bewegung an.