Eine Luft-Kabinenbahn für die Ratinger West-Ost-Achse?
Die Ratinger Initiative „InWest“ und der Unternehmensverband Ratingen haben zu Recht auf die Kapazitätsengpässe des Ratinger Verkehrsnetzes bei (absehbar weiter steigenden) rd. 30.000 Einpendlern in unsere Stadt hingewiesen. Während die Nord-Süd-Achse mit der S6 (Ostbahnhof), den vielfältigen Verbindungen am Flughafenbahnhof und demnächst der Westbahn (Westbahnhof) gut durch leistungsfähigen Schienennah- und Fernverkehr erschlossen ist, bleibt die Ost-West-Achse und damit insbesondere die Anbindung an den Flughafenbahnhof unbefriedigend und bedarf spätestens mit einer Wiederbelebung der West-Bahn einer attraktiven ÖPNV-Stärkung. Hierfür wurde eine Luftseil- oder Kabinenbahn vom Flughafen-Bahnhof zum neuen West-Bahnhof und ggf. darüber hinaus bis hin ins Stadtzentrum oder zum Ost-Bahnhof ins Spiel gebracht. Die CDU-Fraktion möchte den Vorschlag – so utopisch er auf den ersten Blick sein mag – nach eigenen Recherchen ergebnisoffen mit Fakten anreichern, prüfen und diskutieren lassen. Seilgebundene Kabinenbahnen sind heute massenverkehrstauglich, können je nach technischer Ausführung ca. 2.000 bis 5.000 Personen pro Stunde (etwa mit einer Straßenbahn vergleichbar) komfortabel und barrierefrei transportieren. Das Angebot ist kontinuierlich und frei von fahr¬plan-bedingten Wartezeiten. Dabei sind die Errichtungskosten etwa halb so hoch wie bei Straßenbahnen und ca. 1/10 derjeniger von U-Bahnen. Sie gelten gerade bei Strecken von 3 – 8 km als wirtschaftlich. Seit 2012 sind urbane Seilbahnen in den Katalog der förderfähigen Nahverkehrssysteme im ÖPNV-Gesetz in NRW aufgenommen. Die finanzielle Förderung kann grob zwischen 75 und 90% liegen. Seilbahnen gelten nach Flugzeugen als das zweitsicherste Verkehrsmittel , sind leise, verbrauchen wenig Energie und sind emissionsfrei. Naturgemäß ist das Finden einer möglichst konfliktfreien Trasse die größte Herausforderung bei einem solchen Kabinenbahn-Projekt. Zudem können Kurven auf der Strecke nur begrenzt verwirklicht werden, was die Trassenflexibilität einschränkt. Andererseits erscheint es für die früher bereits diskutierte Alternative einer Straßenbahn noch unwahrscheinlicher, im ausgereizten Straßensystem von Ratingen eine Trasse zu finden. Erschwerend kommt hinzu, dass bei einer Straßenbahn über die A52 und ggf. die Westbahn aufwändige und teure Brückenbauwerke gebaut werden müssten, während eine Luft-Kabinenbahn größere Strecken ohne Mehrkosten überspannen kann. Ein Planfeststellungsverfahren und die Bauzeit wären mehrfach so lang wie bei einer Luft-Kabinenbahn. Die klassische Alternative „Bus“ ist zwar denkbar und wirtschaftlich, allerdings müssten Busse auf den zur rush-hour bereits häufig überlasteten Ost-West-Verbindungen der Volkardeyer-Str. bzw. Kaiserswerther Str. fahren. Die Geschwindigkeit einer Luft-Kabinenbahn (hier wird von einer modernen, windunempfindlichen 3-S-Umlaufbahntechnik ausgegangen) liegt bei ca. 25 km/h. Sie relativiert sich, wenn man berücksichtigt, dass eine Kabinenbahn kreuzungsfrei und damit ohne Unterbrechung fährt, sowie Wartezeiten praktisch entfallen. Mit wenigen „Haltestellen“ versehen ähnelt sie eher einem Schnellbus. Sie ist daher als ergänzendes Angebot von Punkt-zu-Punkt zu verstehen und steht daher nur teilweise in direkter Konkurrenz zu bestehenden Buslinien (hier insbes. 759). Die größten Hindernisse für urbane Luft-Kabinenbahnen sind allerdings nicht technischer oder wirtschaftlicher, sondern sozialer Natur. Vorbehalte in den Industrieländern gegenüber Seilbahnen rühren daher, dass Stadtbewohner ihre Privatsphäre berührt sehen …, sobald eine Seilbahn über ihre Grundstücke schwebt. Daran sind auch in Deutschland einige Luft-Kabinenbahn-Projekte gescheitert (z.B. Hamburg, negativer Bürgerentscheid). Die Seilbahn in Koblenz ist hingegen verwirklicht und eine in Wuppertal derzeit in Planung , sowie in Bonn in Diskussion. Daher ist bereits im Vorgriff auf ein mögliches förmliche Planfeststellungsverfahren eine offene Bürgerbeteiligung und -information unabdingbar. Beschlussvorschlag: 1. Die Verwaltung wird gebeten, im Zusammenhang mit der Realisierung der Aktivierung der Westbahn eine attraktive West-Ost-Verbindung zwischen Flughafen-Fernbahnhof und West-Bahn, ggf. perspektivisch weiter bis ZOB Düsseldorfer Platz oder S-Bahnhof Ratingen-Ost, zu prüfen. 2. Dabei soll insbesondere auch eine Luft-Kabinenbahn als Alternative zu einer Bus- bzw. Straßenbahnverbindung in die Betrachtungen einbezogen werden. 3. Die Verwaltung wird beauftragt, im Rahmen einer Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Umwelt und demographische Entwicklung Fachleute zu diesem Thema einzuladen, um eine erste öffentliche Informations- und Diskussionsmöglichkeit anzubieten. Zu 3. kommen insbesondere Vertreter der Stadt Wuppertal, Seilbahnbetreiber oder -hersteller, des UVR / InWest, des VRR, der Rheinbahn oder des NRW-Verkehrsministeriums in Betracht.